Alfred Brehm: Der Beutelteufel - Biologie.
Publié le 09/06/2013
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Alfred Brehm: Der Beutelteufel - Biologie. Es war zweifellos ein großes Verdienst Brehms, den Menschen seiner Zeit die Lebensweise der Tiere nahe gebracht zu haben. Er ließ jedoch bei seinen Darstellungen häufig jegliche objektive Distanz zu den beschriebenen Tieren missen. Ein extremes Beispiel für seine manchmal ins Groteske verzerrte Sicht einer Tierart ist die Darstellung des Beutelteufels. Alfred Brehm: Der Beutelteufel Ungleich häßlicher und im höchsten Grade abstoßend und widerlich ist der gleichfalls eine eigne Gattung bildende nächste Verwandte des Beutelwolfes, der Teufel der Ansiedler (Sarcophilus ursinus, Didelphys ursina, Dasyurus und Diabolus ursinus). Diesen bedeutungsvollen Namen erhielt das Tier wegen seiner unglaublichen Wildheit und Unzähmbarkeit. Alle Beobachter sind einstimmig, daß man sich kaum ein ungemütlicheres, tolleres, unsinnigeres und wütenderes Geschöpf denken könne als diesen Beutelteufel, dessen schlechte Laune und Ärger niemals endet, und dessen Zorn bei der geringsten Gelegenheit in hellen Flammen auflodert. Nicht einmal in der Gefangenschaft und bei der sorgfältigsten Pflege verliert er seine Eigenschaften, und niemals lernt er den kennen oder lieben, welcher ihn mit Nahrung versieht und Pflege angedeihen läßt, sondern greift auch seinen Wärter mit derselben Gehässigkeit und sinnlosen Wut an wie jedes andere Wesen, welches sich ihm zu nahen wagt. Bei dieser widerwärtigen Grimmigkeit fällt die seinem Namen keineswegs entsprechende Dummheit und Trägheit unangenehm auf. Der Beutelteufel schläft entweder in dem dunkelsten Winkel seines Käfigs oder fletscht sein furchtbares Gebiß und beißt rasend um sich, sobald er glaubt, den sich ihm Nähernden erlangen zu können. In diesen Zornesausbrüchen gibt er die einzige geistige Thätigkeit kund, deren er fähig zu sein scheint. (...) Im Anfange machte der Beutelteufel den Ansiedlern auf Tasmanien viel zu schaffen, weil er ihre Geflügelzucht beinahe vereitelte. Nach Marderart brach er in den Hühnerhof ein und wütete hier mit einer Blutgier, wie sie sonst nur ein Marder zeigen kann. Er wurde daher von allem Anfange an grimmig gehaßt und auf das rachsüchtigste verfolgt, und dies um so mehr, als man sein Fleisch wohlschmeckend oder wenigstens genießbar gefunden hatte. Fallen aller Art wurden gelegt, große Jagden veranstaltet, und so kam es, daß auch er sehr bald die Herrschaft und den Verstand des Menschen erkennen und fürchten lernte und sich in die dicksten, unzugänglichsten Wälder in den Gebirgen zurückzog. In vielen Gegenden ist er bereits ausgerottet, und auch da, wo er noch vorkommt, wird er jetzt ziemlich selten bemerkt. Er ist ein echtes Nachttier und scheut das Tageslicht im gleichen Grade wie der Beutelwolf oder wie eine unserer Eulen. Das Licht scheint ihm wirklich Schmerzen zu verursachen; wenigstens hat man an Gefangenen beobachtet, daß sie, wenn man sie ins Helle brachte, augenblicklich mit einer gewissen Hast oder Ängstlichkeit die dunkelste Stelle ihres Käfigs aufsuchten, sich mit lichtabgewandtem Gesichte zusammenkauerten und auch hier noch durch beständiges Bewegen ihrer Nickhaut die Augen gegen die ihnen höchst unangenehme Einwirkung des Lichtes zu schützen suchten. Auch der Beutelteufel zieht sich, solange die Sonne am Himmel steht, in die dunkelsten und tiefsten Höhlen im Geklüfte und unter Baumwurzeln zurück und fällt hier in einen fast totenähnlichen Schlaf, aus welchem ihn nicht einmal der Lärm einer Jagd zu erwecken vermag. Nach Einbruch der Nacht verläßt er sein Lager und streift nun nach Raub umher; dabei zeigt er sich verhältnismäßig rasch und behende in seinen Bewegungen und ausdauernd in seinem Laufe, obgleich er an Gewandtheit und Gelenkigkeit noch immer unendlich weit zurücksteht hinter Schleichkatzen und Mardern, mit denen man ihn etwa vergleichen wollte. Seine Haltung und manche Sitten erinnern an die des Bären. Beim Gange tritt er mit voller Sohle auf, im Sitzen ruht er wie ein Hund auf dem Hinterteile. Mit seiner gewöhnlichen Wut fällt er über alle Tiere her, welche er erlangen kann. Er sucht sich seine Beute ebensowohl unter den Wirbeltieren wie unter den Wirbellosen. Alles, was das im ganzen arme Land oder das Meer ihm bietet, ist ihm recht; denn seine Gefräßigkeit wetteifert mit seiner Wut. Bei seinen Raubzügen läßt er auch seine Stimme vernehmen, welche zwischen einem hellen Bellen und Knurren ungefähr in der Mitte liegt. Seine Gefräßigkeit ist die Ursache, daß man sich seiner ziemlich leicht bemächtigen kann. Er geht ohne Besinnen in jede Falle und nimmt jeden Köder weg, gleichviel ob dieser ein Stückchen Fleisch von einem Wirbeltiere oder aber eine Muschel oder ein anderes niederes Tier ist. Schwieriger soll seine Jagd mit Hunden sein; denn er entwickelt, wenn er sich verfolgt sieht, im Kampfe eine unglaubliche Wildheit und verteidigt sich gegen jede Übermacht bis zu seinem Ende. Die große Kraft seiner Kiefer, das furchtbare Gebiß und die rasende Wut und Furchtlosigkeit machen ihn zu einem Feinde, welcher dem Hunde oft siegreich widersteht. Und wirklich gibt es kaum einen Jagdhund, welcher sich mit ihm in einen Kampf einließe. Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tierreichs. Säugetiere, Band 3. Leipzig 1891, S. 692-694. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. Alle Rechte vorbehalten.
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