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Adolph Kolping: Curriculum vitae - Anthologie.

Publié le 17/06/2013

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Adolph Kolping: Curriculum vitae - Anthologie. Der später für sein soziales Engagement berühmt gewordene Theologe Adolph Kolping schrieb seinen Lebenslauf im Februar 1841 anlässlich des Abgangs vom Gymnasium. Adolph Kolping: Curriculum vitae Im Jahre 1813, den 8. Dezember, wurde ich zu Kerpen, einem Marktflecken des Kreises Bergheim, geboren. Meine Eltern waren stille, ehrbare Leute, deren ganzes Vermögen in einer zahlreichen Familie bestand, deren Unterhalt ihnen vollauf zu tun gab. Die Schafherde meines Vaters, ein Häuschen mit Garten und einige Stückchen Land bildet noch heute das treu bewahrte Erbe unserer Ahnen. Worauf aber doch meine Eltern mit emsiger Sorge acht hatten, war die Erziehung ihrer Kinder; den Unterricht durften diese um keinen Preis verabsäumen. Dies kam mir als dem Jüngsten noch besonders gut zustatten, da die übrigen Geschwister bereits den Eltern in den häuslichen Verrichtungen aushelfen konnten, ich aber nur auf die Schule hingewiesen war. Aber auch schon frühe regte sich eine große Lernbegierde in mir, die mein Lehrer, ein in jeder Hinsicht ausgezeichneter Mann, wohl zu wecken und anzufeuern verstand. Die glücklichsten Stunden meines Lebens habe ich unter seinen Augen zugebracht, wenn er mit der Liebe eines Vaters seinen aufhorchenden Schülern die Lebensgeschichten großer Männer erzählte oder ihnen Kenntnisse mitteilte, die, wenn sie auch außer dem Kreise einer gewöhnlichen Landschule lagen, doch dem wißbegierigen Knaben so willkommen waren. Aber gerade dadurch wurde jener Trieb nach einer höheren Ausbildung in meine Seele gepflanzt, den ich später nicht mehr unterdrücken konnte. Mit dem vollendeten zwölften Jahre aber begannen meine Eltern zu ratschlagen, was nun künftig meine Bestimmung sein sollte, denn die letzte Klasse meiner Schule war durchgemacht und für mich also da nichts mehr zu tun. Wohl hätte ich gern mein Studium fortgesetzt, aber dazu konnten sich meine Eltern nicht entschließen, denn woher sollten sie die Mittel nehmen, einen solchen Plan auszuführen? Zudem war niemand, der ein solches Unternehmen in seinen Schutz genommen hätte, und ohne fremde Mithilfe war es schlechterdings nicht möglich. Das Rätlichste war, ein Handwerk zu erlernen, weil dann für mein künftiges Auskommen am besten gesorgt schien. Selbst bei der Wahl eines solchen mußte ich nun auf die Verhältnisse meiner Eltern Bedacht nehmen, da ich nicht verlangen konnte, daß sie für mich größeren Aufwand machen sollten als für meine übrigen Geschwister. Ich entschloß mich also, wenn auch mit schwerem Herzen, das Schuhmacher-Handwerk zu erlernen. (...) Gebildete Menschen hatte ich gesucht, rohe Gemüter, meist schon in ihrem tiefsten Innern verdorben, die sich der größten Entsittlichung nicht schämten, hatte ich gefunden. Bildung war mein Augenmerk, als ich wohlgemut durch die Tore einer benachbarten Stadt hindurchschritt, und anstatt in meiner Umgebung auf Bildung zu treffen, fand ich nur krasse Unwissenheit, zwar eine äußere Abgeschliffenheit, aber dafür die geistige Erbärmlichkeit auch über die Maßen groß. Elend war ich, wenn ich mich an meine Umgebung anschloß, mit ihr lebte und mit gleichem Leichtsinn des Schöpfers kostbarste Gaben verschleuderte, unglücklich, wenn ich es versuchte, mich von ihnen loszumachen, um meinen eigenen Weg zu gehen. Das letztere war fast nicht möglich, da das genannte Geschäft durchaus ein enges Zusammenleben bedingt. Und wer würde sich auch sonst an den Schuster anschließen, wenn er auf eine höhere Bildung Anspruch machen kann? Das Bewußtsein meiner unglücklichen Lage wurde noch schmerzlicher, als ich durch die Leserei, der ich mich nie entwöhnen konnte, ganz andere Begriffe über den Menschen, seine Bestimmung, über die Würde einer höheren Bildung erlangte. Ich fand mich vereinsamt mitten unter meinen Standesgenossen, an eine Lebensweise gebunden, die mir allmählich Grauen einflößte, und doch keinen Ausweg vor mir, aus diesem Labyrinthe zu entkommen. Ich war nahe 22 Jahre alt, hatte die Grundlage zu meinem äußern Fortkommen gelegt, schon freuten sich die Eltern, mich bald versorgt zu sehen, und ich war rat- und hilflos. Unter dieser Volkshefe konnte ich nicht sitzen bleiben, nicht mein ganzes Leben unter den obwaltenden Umständen verkümmern lassen; und aus dem Verhältnisse heraustreten, von neuem eine andere, mir mehr zusagende Lebensweise beginnen, war ein Unternehmen, das ebenso gewagt als gefährlich war. Was beginnen? Ohne Mittel, ohne Hilfe, nur mir selbst überlassen? Die besten Jugendjahre hatte ich an die Erstrebung eines Zieles gesetzt, das um so weiter von mir rückte, je näher ich ihm zu kommen glaubte. Mein Stand und die Bildung, zu der ich mich, der eigenen Führung überlassen, hinaufschwingen wollte, waren unvereinbar, das war mir klar geworden. Auf eines mußte ich verzichten, wenn ich Zufriedenheit und Ruhe finden wollte. Ein Handwerker, der zu viele Kenntnisse besitzt, die nicht zu seinem Gewerbe gehören, bringt's in demselben nie oder doch höchst selten weit. Die Erfahrung davon hatte ich oft gemacht und die bösen Folgen mehr wie einmal bedauert. In dieser Hinsicht war mir mein Schicksal klar. Wenn ich nun aber mein Gewerbe aufgab und mit ihm alle Vorteile meines Fortkommens, Kenntnisse, an denen ich zehn Jahre lang mit Mühe gesammelt hatte, was sollte ich dann beginnen? Wenn ich mein Gewerbe niederlegte, mußte ich doch in Rücksicht meiner Bildung gewinnen, sonst war dieses ja nutzlos. Adolph Kolping: Dokumente - Tagebücher - Gedichte. Herausgegeben von Hans-Joachim Kracht. Band 1. Köln 1975, S. 9-12. Microsoft ® Encarta ® 2009. © 1993-2008 Microsoft Corporation. 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